Oktober 2024

Mäggi ist aus der ARBES nicht mehr wegzudenken: Seit 13 Jahren näht die betreute Angestellte anspruchsvolle Projekte für die Textilwerkstätte in Chur.

Flicken und Glätten? Nein, sowas komme ihr nicht auf den Tisch. Mäggi ist eine Tüftlerin: «Ich übernehme am liebsten Aufträge, bei denen ich mitdenken und kreativ werden darf.» Denn dabei läuft die kommunikative Dame zur Höchstform auf.

Auch von einer Pensionierung will die über 65-Jährige noch nichts wissen: «Was soll ich zu Hause rumsitzen, wenn mir die Arbeit so viel Freude macht?» Ob anspruchsvolle Kleider für die Guggenmusik oder kuschelweiche Kirschkern-Tierchen für Kinder – auf Mäggi’s Arbeitsplatz stapeln sich spannende Aufträge, die viel Fingerspitzengefühl verlangen.

Nichts deutet darauf hin, dass die betreute Angestellte zu alt wäre für ihre Aufgaben in der Textilwerkstätte der ARBES in Chur. Im Gegenteil: «Sie wollen mich ja eigentlich gar nicht gehenlassen», fügt die ambitionierte Näherin mit etwas Stolz und einem schüchternen Augenzwinkern hinzu.

Die betreuten Werkstätten der ARBES sind ein Angebot der Psychiatrischen Dienste Graubünden (PDGR), mit Standorten in Chur, Rothenbrunnen und Roveredo. Sie beschäftigen Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht oder nicht mehr tätig sein können.

Lieber Teilzeit als Pension

Mäggi ist in einem Teilzeit-Pensum angestellt. Wenn sie an ihren arbeitsfreien Tagen nicht in der Werkstätte ist, sich munter mit den Kolleginnen unterhält oder den Tischnachbarn bei den Stickarbeiten unter die Arme greift, dann fehle einfach etwas, sind sich ihre Teamkollegen einig. Woran das liegen könnte? «Ich glaube, sie geniessen meine humorvolle Art. Ich lasse hin und wieder einen lustigen Spruch ab und sie hören mich gerne lachen», vermutet sie schulterzuckend.

Das ist verständlich: Ihr Lachen ist offen, warmherzig und einladend.
Man sieht ihr an, dass sie Sorge zu sich trägt.

Mäggi schaut auch ausserhalb der betreuten Arbeitszeit auf sich und ihre Gesundheit. Sie weiss, was ihr guttut: Zweimal in der Woche geht sie mit einer Freundin zum Aqua-Jogging – das hält fit und macht Spass. Seit vielen Jahren besucht sie regelmässig Line-Dance-Abende.

Sie liebt den beschwingten Rhythmus der Country-Musik und geniesst die Vielseitigkeit der Choreografien. Diese sind, so findet Mäggi, nicht ganz so einfach, wie es manchmal scheint, weil man ja immer auch mitdenken müsse. Aber es sei toll, am Ende eines Abends wieder etwas Neues dazugelernt zu haben.

 

Gerne in Gesellschaft

Die Gesellschaft mit Gleichgesinnten tut ihr gut, denn die sympathische Seniorin ist gerne unter Menschen. Dafür sorgt auch ihre Familie mit zwei Kindern und drei Enkelkindern. Ihre schönsten Erinnerungen der vergangenen Jahre sind Urlaube mit der Tochter oder einer Freundin: «Einmal haben wir einen Wohnwagen gemietet und waren eine ganze Woche auf dem Campingplatz.» Das Campen ist eine von Mäggi’s grossen Leidenschaften.

Ein Platz zum Wohlfühlen genügt, damit sie glücklich ist.
Das war nicht immer so – daraus macht Mäggi kein Geheimnis.

Sie ist unendlich dankbar, dass sie mithilfe therapeutischer Begleitung und der richtigen Medikamente zurück in einen funktionierenden Alltag gefunden hat. Die Tagesstruktur durch die Anstellung bei der ARBES hilft ihr zusätzlich, festen Boden unter den Füssen zu spüren und nach vorne zu blicken.

Den Grossteil ihres Lebens hatte sich Mäggi tapfer durch Höhen und Tiefen geboxt, bis sie im Alter von 50 Jahren zu den PDGR kam. Heute weiss sie: Es ist immer jemand da, mit dem sie reden darf, der ihr zuhört und dem sie sich anvertrauen kann: «Meine Fachbetreuerin ist einfach super. Sie kennt mich seit über zwölf Jahren und sieht mir an der Nasenspitze an, wenn etwas nicht passt.»

Das Schönste daran: Es ist immer genügend Zeit und Raum, um dunkle Wolken im Kopf zu vertreiben, um Gedanken wieder ins Lot zu bringen, um gemeinsam zu lachen. Denn Lachen ist die beste Therapie.

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