März 2025

30 Jahre PDGR – und kein Tag war wie der andere. Herbert Seitz ist ein Urgestein der ARBES-Gärtnerei. Wenn er demnächst in Pension geht, will er beim Wandern neu aufblühen.

Fast sein halbes Leben hat der heute 64-Jährige bei den Psychiatrischen Diensten Graubünden (PDGR) gearbeitet. «Die intensive Zusammenarbeit mit den Menschen hat mich voll und ganz erfüllt», kommt der angehende Pensionär zum Schluss.

Angefangen hat der gelernte Gärtner 1995 beim Technischen Dienst in der Klinik Beverin in Cazis. Acht Jahre später wechselte er als Fachbetreuer in die ARBES zu den geschützten Werkstätten der PDGR am Standort Rothenbrunnen. Die ARBES beschäftigen heute rund 200 Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht oder nicht mehr tätig sein können. Sie finden hier einen geschützten Arbeitsplatz, an dem sie sowohl fachlich als auch psychosozial betreut werden.

Herbert Seitz hat die entsprechenden Weiterbildungen zum Fachbetreuer beim Einstieg in die ARBES-Gärtnerei absolviert und sofort gewusst: «Das ist genau, was mir gefällt.»

Warum? «Als Fachbetreuer sind wir auf verschiedenen Ebenen für die Menschen da. Sei es, um ihre handwerklichen Fähigkeiten zu erweitern, um ihnen feste Tagesstrukturen zu geben oder auch, um Gespräche zu führen, wenn die persönliche Situation das gerade erfordert.»

 

Überraschungen inklusive

Ja, er habe schon so manche Überraschung erlebt. Lachend greift der Gärtner zur Kaffeetasse und erinnert sich an eine Situation, in der sein Klient ganze Rosensträucher entwurzelt hatte, anstatt nur das Unkraut im Rosenbeet zu jäten. «Sowas passiert natürlich nicht aus Böswilligkeit. Trotzdem braucht es manchmal viel Gelassenheit, um das Beste aus der Situation zu machen.» Auch als die Rüebli-Setzlinge eines Beetes bei der Arbeit aus Versehen kaputtgetreten wurden, war eine zielführende Reaktion gefragt.

«Im Rückblick sind das zwar amüsante Geschichten», gibt er schmunzelnd zu. «Aber in dem Moment gilt es, schnell eine gute Lösung zu finden.»

Das gehört definitiv zu Herberts Lieblingsaufgaben: Lösungen finden. So manches, was die Gärtnerei der ARBES heute ausmacht, wurzelt in seinen Ideen. «Ich bin sehr dankbar, dass ich die Freiheit hatte, immer wieder Neues auszuprobieren», führt er bescheiden aus. Vor allem die Zusammenarbeit im Team der Fachbetreuerinnen und Fachbetreuer schätze er bis heute sehr.

Ideen zum Blühen gebracht

Gemeinsam haben sie die Produktpalette umfassend erweitert: Kreative Deko-Objekte gehören heute ebenso zum Angebot wie frisches Gemüse und Kräuter, Sukkulenten sowie Blüh- und Zierpflanzen aus eigener Zucht. «Es ist wichtig, dass unsere Angestellten auch über die Wintermonate eine sinnvolle Beschäftigung haben», erklärt er. Von November bis März kümmert sich die Gärtnerei deshalb vor allem um die Herstellung von einfachen Holz-Produkten. Sie produziert beispielsweise Kistchen aus alten Einweg-Paletten, macht Kartonrecycling oder stellt Anfeuerhilfen wie die Bürdali und Züsli her.

In den Wintermonaten ist das Team bestrebt, jede Woche frischen Nüsslisalat zu liefern. Ab März bepflanzt Herbert mit den betreuten Angestellten dann die Beete im Folientunnel mit Salaten, bereitet Kompost-Erde aus dem Garten vor und separiert hunderte von Setzlingen. Zu dieser Zeit treffen auch bereits erste Kundenbestellungen ein: Hier sollen im Frühjahr Gemeindebrunnen aufblühen, dort Hausfenster mit Geranien bestückt und an einem anderen Ort eine neue Hecke gepflanzt werden.

Sobald der letzte Frost vorüber ist, schwärmen die ARBES-Teams aus, um Ortschaften, Privateigentum oder Parkanlagen zum Blühen und Grünen zu bringen.

«Das wird mir schon fehlen – die Nähe zu den Klienten und die enge Zusammenarbeit im Team», kommt der angehende Pensionär ins Nachdenken. Aber er wohne ja nur einen Katzensprung entfernt und denke schon, dass er regelmässig mal auf einen Schwatz vorbeikommen werde. Wobei… und seine Augen beginnen zu Strahlen: «Ich freue mich auch sehr darauf, unter der Woche nach Herzenslust wandern zu gehen und spontane Ausflüge zu machen.»

Zusammen mit seiner Frau leitet er eine Senioren-Wandergruppe und ist immer auf der Suche nach neuen Touren. Und dann gibt es ja auch noch die Enkelkinder, die er gerne öfters sehen und hüten möchte. Und den eigenen Garten, dem ein bisschen mehr Pflege guttäte. «Hoffentlich bekomme ich das alles unter …»

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