Juni 2024
Hauptsache draussen: Roger braucht Frischluft, Natur und feste Erde unter den Füssen. Seit zwei Jahren ist er betreuter Angestellter der ARBES-Gärtnerei in Rothenbrunnen. Er fühlt sich am richtigen Ort.
«Ich mag die Abwechslung sehr», schwärmt Roger mit einem sanften Lächeln, das sofort überzeugt. Säen, pflanzen, jäten, mähen, trimmen, schneiden, spalten – seine Aufgaben während der Outdoor-Saison sind vielfältig. Wenn es über den Winter draussen kalt und ungemütlich wird, sitzt der 49-Jährige an der Werkbank und schleift Holz-Accessoires oder konfektioniert «Züsli’s» – feines Anzündholz, das in faustgrossen Bündeln gefasst und kartonweise verkauft wird.
Roger ist gelernter Autolackierer. Aber das sei für ihn heute keine Option mehr. Nach einer dreijährigen Ausbildung entschied er sich, die Branche zu wechseln.
Sein Wunsch war es, mehr in der Natur zu arbeiten.
Er suchte nicht lange. Denn man sieht ihm an: Roger kann anpacken, ist körperlich belastbar. Daneben ist der gebürtige Zentralschweizer, der im Albulatal aufgewachsen ist, ein richtig feiner Kerl: «Ich bin eher ein stiller Beobachter und stehe nicht gern im Rampenlicht.» Trotzdem ist er aufgeschlossen, arbeitet gerne mit Menschen zusammen und nimmt sein Umfeld sehr genau und wachsam wahr.
Nach einem Jahr in der Landwirtschaft half Roger mehrere Sommer auf verschiedenen Alpen in Graubünden aus. Es folgte eine Anstellung bei einer Bergbahn, in einer Garage und 2022 der Einstieg bei der ARBES.
«Schon nach drei Schnuppertagen war mir klar:
Hier will ich hin», erinnert er sich.
Die ARBES ist die geschützte Werkstätte der Psychiatrischen Dienste Graubünden. Sie beschäftigt und betreut Menschen mit psychischer Beeinträchtigung. Derzeit arbeiten rund 200 betreute Mitarbeitende an den Standorten Rothenbrunnen, Chur und Roveredo. Sie bieten verschiedene Dienstleistungen in den Bereichen Montage, Druckerei, Ausrüsterei, Schreinerei, Gärtnerei, Park und Anlagen, Textilwerkstatt und Floristik an und stellen hochwertige, kreative Produkte her, die sie auf Märkten der Region, im Online-Shop und im ARBES-Lädali verkaufen.
Anstellung im Vollzeitpensum
Als Volltreffer entpuppte sich schliesslich eine freie Stelle in der ARBES-Gärtnerei, die Roger bis heute mit viel Passion und anhaltender Neugierde ausfüllt. Ein Job im Freien, der handwerkliches Geschick erfordert, körperliche Betätigung bietet und zugleich für kleinere Tätigkeiten auch immer wieder Fingerspitzengefühl von ihm verlangt.
Von Anfang an konnte er ein Vollzeitpensum ausfüllen –
zur grossen Freude seines Teamleiters.
Denn auf Roger ist Verlass: Er darf beispielsweise selbstständig Kontrollrunden fahren, um die Aussenanlagen der Kunden zu überprüfen. Derzeit pflegen er und sein Team verschiedene Privatgärten, öffentliche Gartenanlagen und Grünflächen ganzer Liegenschaften zwischen Thusis und Trin. Roger schaut auf den Kontrollrunden, ob alles in gewollter Ordnung ist – oder packt andernfalls Besen, Laubrechen, Harke oder Schnittschere aus, um für die notwendige Ordnung zu sorgen.
«Ich habe schon gern Ordnung», gesteht er mit einem Schulterzucken ein. «Aber es darf auch immer wieder Neues dazukommen», schiebt der betreute Angestellte gleich hinterher. Regelmässig bespricht er mit seinem Betreuer, wie er sich fachlich und auch persönlich weiterentwickeln kann. Im Kontakt mit den Kundinnen und Kunden kann er dies meist schnell umsetzen.
Raum für persönliche Entwicklung
Roger ist sehr zufrieden mit den Fortschritten, die er seit seinem Eintritt gemacht hat. Beispielsweise habe ihm der Betreuer bestätigt, dass er gelernt habe, sehr geduldig zu sein. Das freue ihn selbst natürlich am allermeisten. Gleichzeitig sei das aber nicht nur sein eigener Verdienst: «Der Umgang im Team ist sehr wertschätzend, wir können uns die Zeit nehmen, die wir brauchen und haben eine feste Bezugsperson, mit der wir auch über persönliche Angelegenheiten sprechen können.»
Wenn er am Abend nach Hause kommt, nimmt sich Roger gerne ein paar Minuten Zeit,
in denen er ganz für sich ist.
Danach nimmt der Tag dann noch mal richtig Fahrt auf: zusammen mit seiner Partnerin und der gemeinsamen Tochter. Rogers Augen strahlen, wenn er von familiären Wandertouren in Graubünden erzählt oder von den Leseabenden mit dem «Töchterli». Er ist ein Familienmensch, der die gemeinsamen Aktivitäten sehr geniesst.
Teamgefühl und Kunden-Feedback
Lustig zu und her geht es auch immer auf den Team-Ausflügen der ARBES, die mehrmals im Jahr stattfinden. Minigolf auf dem Areal der Klinik Beverin in Cazis steht beim Team der Gärtnerei hoch im Kurs. Ein Highlight ist der jährliche Frühlings-Bazar, an dem Roger tatkräftig unterstützt. «Es ist toll, Kontakt nach aussen zu haben», kommt er unumwunden zum Schluss. Vor allem, wenn positives Kunden-Feedback zurückkomme – das tut einfach gut und motiviert.